Neuproduktionen, das Ende eines Musicalstandorts und tolle Tourneeproduktionen: Das Musicaljahr 2019 war ein spannendes. Hier kommt mein persönlicher Musicalrückblick.
Im vergangenen Jahr habe ich in meinem Beitrag „Musicals 2019: Wunsch und Wirklichkeit“ einen kleinen Ausblick auf das Jahr gewagt und mir vor allem die kommenden Großproduktionen angesehen. Mit Amélie, Pretty Woman oder The Band waren einige Neuproduktionen dabei, die sich allerdings auf Compilation Show und Filmadaption beschränkten. Heute, ein Jahr später, habe ich keine dieser Shows gesehen, da ich weder ein Musical mit den Songs von Take That noch eines mit denen von Tina Turner brauche. Unabhängig von meiner persönlichen Meinung haben diese Stücke das doch sehr eingeschlafene Repertoire von Stage Entertainment aber auf jeden Fall aufgefrischt.
Hexenfreundschaft und Schwesternliebe: Das kommt 2020
Für 2020 sind vor allem zwei Produktionen spannend: Die Hexen aus Wicked kommen nach über zehn Jahren zurück und präsentieren sich in Hamburg mit neuen Kostümen und Effekten. Die Vorgeschichte von „Der Zauberer von Oz“ erzählt von der Freundschaft zweier grundverschiedener Hexen, die lernen, Vorurteile abzulegen und erkennen, was Freundinnen gemeinsam erreichen können.
Auf Frauenpower setzt auch die zweite Neuproduktion von Stage Entertainment: Nicht überraschend holt der Entertainment-Konzern den Broadway-Hit Frozen nach Deutschland. Die Geschichte um die Eiskönigin Elsa dürfte noch begeisterter aufgenommen werden als die Rückkehr von Wicked, nicht zuletzt wegen des Kinoerfolgs der Filme sowie der großen Fanbase des Disneystücks.
Mein Musicalrückblick
Obwohl ich mir von 2019 als Musicaljahr wegen der für mich eher uninteressanten Großproduktion nicht allzuviel versprochen habe, wurde es ein Jahr voll unvergesslicher Musicalerlebnisse. Drehen wir die Uhr also noch einmal zurück und schwelgen ein wenig in Erinnerungen…
The heat is on in Saigon
Das Jahr begann mit einem Meisterwerk: Miss Saigon war ein Vierteljahrhundert nach seiner deutschen Erstaufführung in Stuttgart endlich wieder auf einer deutschen Bühne zu sehen. Die Geschichte der mittellosen Kim, die sich während der Wirren des Vietnamkreigs in den Soldaten Chris verliebt, gastierte als englische Tourneeproduktion im Musical Dome Köln und zeigte, was Musical so faszinierend macht: mitreißende Musik, berührende Melodien, Gänsehautmomente, fantastische Darsteller, große Stimmen, ein detailverliebtes Bühnenbild, komplexe Figuren, eine stimmige Handlung mit Tragik, Tiefgang sowie Technik zum Staunen. Für mich war der Besuch in Köln nicht nur ein Musicalhighlight des Jahres 2019. Die Toruneeproduktion von Miss Saigon ist eine der besten Produktionen, die ich je gesehen habe.
Eine Reise in die Welt der Fantasie
Im April habe ich ein mir bis dahin unbekanntes Stück kennengelernt und mich vom Musical Big Fish in eine farbenreiche Fantasiewelt entführen lassen. Das Musiktheater Gelsenkirchen (MIR) brachte Hexen, Riesen und Nixen auf die Bühne und erzählte eine konfliktvolle Vater-Sohn-Geschichte, die ein gängiges Thema visuell und dramaturgisch neu erfunden und umgesetzt hat. Gleichzeitig bewies das MIR mit Big Fish, dass es sich lohnt, bei der Stückauswahl mutig zu sein und nicht immer wieder auf die bewährten Klassiker zurückzugreifen.