Was ist die Spooky Season ohne Horrorfilme? Jedes Jahr zur Halloweenzeit werden regelmäßig auch jene zu Horrorfilmguckern, die die blutigen Gruselstreifen sonst eher meiden. Für ein schaurig-schönes Halloween nehme ich euch mit auf eine Reise durch die Geschichte des Horrorfilms von seinen Anfängen bis in die 90er Jahre. Die besten Vintage Horrorfilm-Empfehlungen gibt es außerdem. Viel Spaß beim Gruseln!
Vintage Horrorfilme: eine Reise durch die Jahrzehnte
Wirft man einen Blick ins Kinoprogramm, scheinen Neuverfilmungen nach wie vor das Einzige zu sein, was den Filmemacher*innen derzeit so einfällt. Disney wirft seit Jahren schon eine Realverfilmung nach der anderen auf dem Markt. Und auch im Horrorfilmgenre, in dem seit jeher gern geremaket und rebootet hat, finden sich immer wieder Neuverfilmungen – teilweise von Filmen, die einem eigentlich noch gar nicht so alt vorkommen. So ging es mir, als ich Anfang dieses Jahres den Trailer von Wrong Turn gesehen habe. Wrong Turn?, dachte ich. Der ist doch noch gar nicht so alt. Nun ja, 2003, das Jahr, aus dem das Original stammt, liegt bald tatsächlich zwanzig Jahre zurück. Und allein ein Vergleich der beiden Trailer zeigt, wie sehr sich unsere Sehgewohnheiten in dieser Zeit verändert haben.
Wenn also schon ein Film von 2003 irgendwie antiquiert wirkt, wie interessant ist es dann, sich Horrorfilme aus den 70ern, 50ern oder noch früher anzusehen? Interessant genug, um der Geschichte des Horrorfilms nachzugehen und zu schauen, was einen Vintage Horrorfilm ausmacht.
Der Reiz des Gruselns
Das Filmgenre Horror will vor allem eines: Angst, Schrecken und Verstörung auslösen. Das Publikum wiederum möchte erschreckt werden, weil es Spaß an der Angst hat. Angstlust nennt das die Psychologie. Wie bei anderen befriedigenden Erfahrungen, etwa Essen oder Sex, schüttet unser Gehirn in Gefahrensituationen den Botenstoff Dopamin aus. Dieser hat eine euphorisierende Wirkung, die allerdings unterschiedlich stark ausfällt. Denn ob jemand Horrorfilme mag, hängt von der eigenen Persönlichkeit und den Erfahrungen ab. Auch deswegen ruft dieses Genre sehr zwiespältige Reaktionen hervor.
Allerdings ist Horrorfilm nicht gleich Horrorfilm. Tatsächlich ist das Genre sehr vielschichtig und kann nicht einheitlich klassifiziert werden. Deswegen gibt es verschiedene Subgenres, die sich durch Kriterien wie Handlung, Setting oder Mörder-Typus unterscheiden. Jedoch ist auch diese Unterscheidung nicht immer eindeutig, häufig kommt es zu einer Vermischung verschiedener Subgenres.
Horrorfilm-Subgenres sind zum Beispiel:
- Splatter- oder Slasherfilme
- Okkult-Horror
- Haunted House
- Home Invasion
- Found Footage
- Rape and Revenge
- Torture Porn
- Tier-, Monster- oder Vampirhorror
- Zombiefilme
- Psycho-Horror
- Horrorkomödien
Das macht Horrorfilme sehr facettenreich und bietet innovative Möglichkeiten, auch jenseits der oft (auch zurecht) kritisierten stumpfsinnigen und stereotypen Gewaltdarstellung. Denn Horrorfilme haben immer schon auch verbreitete Ängste verarbeitet. Das lässt sich sehr duetlich in alten Vintage Horrorfilmen erkennen. Godzilla (1954) beispielsweise geht auf die Erfahrungen der Japaner*innen mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki zurück. Die Riesenspinne Tarantula (1955) verkörpert die Angst vor den Risiken des Atomzeitalters.
Und auch gesellschaftskritisch können Horrorfilme sein. 1968 schuf George A. Romero mit Die Nacht der lebenden Toten nicht nur eine neue Form des Zombiehorrors, sondern auch eine Parabel auf den Rassismus. Zehn Jahre später gab es mit der Fortsetzung Dawn of the Dead noch Konsum- und Kapitalismuskritik obendrauf.
Horrorfilme: ein vielseitiges Genre
Splatter Movies, klassischer Geisterhausgrusel oder brutaler Torture Porn – inzwischen haben sich Horrorfilme zu einem sehr vielseitigen Genre entwickelt. Mal kommt der Horror subtil als schleichender Schatten auf knarrenden Dielen, mal brachial mit Axt oder Kettensäge und spritzenden Blutfontänen. Mal sind die Hauptdarsteller Vampire, Zombies oder andere blutrünstige Kreaturen, mal sind die Menschen selbst die schlimmsten Monster. Ihren Ursprung haben Horrorfilme jedoch in dem, was wir heute unter einem klassischen Gruselfilm verstehen.
Von Schauerromanen und Melodramen
Zurück geht der Horrorfilm auf das Bühnen-Melodrama des 19. Jahrhunderts. Als Gegenstück zur aristokratischen Tragödie orientierte es sich oft an Schauerromanen. Diese erfreuten sich als neues Genre der gothic novel seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit, sicher auch, weil es darin schon ziemlich blutig zur Sache ging. Wirken Vorgänge wie ein vom Himmel fallender Riesenhelm in Horace Walpoles Das Schloss von Otranto (1764), dem ersten Schauerroman überhaupt, eher lächerlich als furchteinflößend, finden sich in Matthew Gregory Lewis’ Roman The Monk von 1796 mit sexuellen und sadistischen Orgien, Blutschande und verwesenden Leichen bereits Elemente, die uns aus heutigen Horrorfilmen sehr vertraut sind.
Auch auf der Bühne waren Schauerstücke gern gesehen. So waren etwa das Londoner Adelphi Theatre oder das Théâtre du Grand Guignol in Paris seit dem 19. Jahrhundert auf Horrorstücke spezialisiert. Die gruseligen Melodramen wiesen dabei stereotype Rollen auf, die in vielen Horrorfilmen bis heute erhalten geblieben sind, beispielsweise die jungfräuliche Braut, der Held und Bräutigam, eine väterliche Figur und ein bösartiger Antagonist. Typisch ist auch der Wissenschaftler, der das volle Ausmaß der Gefahr erst deutlich macht. Besonders klar zeigt sich diese Rollenaufteilung beispielsweise in Bram Stoker’s Dracula: Der Bräutigam Jonathan Hawker befreit mit Hilfe des Wissenschaftlers van Helsing seine jungfräuliche Braut Mina aus den Fängen des bösen Antagonisten Dracula.
Vanitas Symbole: die Zeichen unvergänglicher Vergänglichkeit
Weitere Einflussfaktoren, die die Horrorstücke damals prägten und als Elemente noch heute in Horrorfilmen zu finden sind, sind das Vanitas-Motiv und der gotische Baustil. Der vor allem in der Epoche des Barocks vorherrschende Gedanke von der Vergänglichkeit des Irdischen Lebens fand seinen ästhetischen Ausdruck in vielerlei Symbolen, die als allgemeingültige Tradition die Jahrhunderte überdauert haben. Spiegel, Masken, Ruinen und Totenschädel sind bis heute klassische Horrorfilm-Requisiten. Dass wir sie noch immer als gruselig empfinden, ist tradiert, die Assoziation mit dem Unheimlichen vollzieht sich ganz automatisch. Darüber hinaus haftet diesen Vanitas-Symbolen noch immer der Gedanke daran an, dass der Mensch keine Gewalt über sein Leben hat – was für einen Horrorfilm ja eine mehr als treffende Aussage ist.
Der vom 13. bis zum 19. Jahrhundert im angelsächsischen Raum verbreitete gotische Baustil formte ebenfalls die klassische Horror-Gruselfilm-Ästhetik. Liegt der gotischen Bauweise durch ihre Flure, Treppenfluchten und vertikalen Linien ohnehin schon eine unheimliche Optik zu Grunde, so bedient sie zusätzlich das Vanitas-Symbol der “leeren Form.” Das verlassene Haus, alternativ oft auch das verlassene Zimmer, überdauert seine Bewohner /-innen, bewahrt aber den Schrecken. Von House on Haunted Hill (1959) über Shining (1980) bis zu Die Frau in Schwarz (2010) – kaum eine Kulisse findet in Horrorfilmen wohl so oft Verwendung wie das unheimliche Haus.
Weitere typische Symbole in Horrorfilmen, die auf den Vanitas-Gedanken zurückgehen, sind zum Beispiel:
- Uhren
- Kerzen
- Pflanzen
- Tiere
- Dosen
- Briefe
- Spielkarten
- Würfel
- Messer
- Seifenblasen
- Perlen
Die 20er und 30er Jahre: Vintage Horrorfilme
Horrorfilme sind fast so alt wie der Film selbst. Bereits im Jahr 1910 wurde Mary Shelleys Roman Frankenstein erstmals als Stummfilm verfilmt. 1922 fand in Nosferatu dann Vampirgraf Dracula seinen Weg auf die Leinwand und setzte mit seiner expressionistischen Atmosphäre die ersten Maßstäbe im Horrorfilmgenre. Als weitere stilbildenede Werke gelten Das Cabinet des Dr. Caligari (1920), Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) und Das Phantom der Oper (1925).
Das Aufkommen des Tonfilms in den 1930er Jahren schuf neue inszenatorische Möglichkeiten – und mit Dracula und Frankenstein (beide 1931) das klassische Bild zweier Ur-Horrorgestalten. Frankenstein galt beim Publikum damals als äußerst verstörend und brutal, obgleich der Film aus heutiger Sicht keinerlei Gewaltdarstellungen beinhaltet. 1932 entstand mit White Zombie zudem der erste Zombie-Horrorfilm, dem bis in die 40er Jahre hinein einige Fortsetzungen folgten. Frühes Franchise also. Beliebt waren außerdem Mumienfilme. Hauptsache, die Bedrohung kam aus – aus damaliger Sicht – exotischen Ländern. War die Jungfrau gerettet und das Böse zerstört, waren die konservativen Moral- und Rollenvorstellungen wieder hergestellt und die Welt wieder in Ordnung.
Klassische Horrorgestalten und einstmals exotische Kulissen: Vintage Horrorfilme der 20er und 30er Jahren:
- Frankenstein (1910)
- Nosferatu (1922)
- Das Phantom der Oper (1925)
- Dracula (1931)
- Frankenstein (1931)
- White Zombie (1932)
- Die Mumie (1932)
Die 40er Jahre: reales Grauen im Vintage Horrorfilm
Im Jahr 1941 wurde mit Der Wolfsmensch die Werwolf-Thematik in Horrorfilmen populär. Mit Val Lewtons Katzenmenschen (1942) änderte sich zudem die Darstellungsform: Das Grauen wurde nicht mehr platt und direkt auf der Leinwand gezeigt, sondern entstand in der Vorstellung des Zuschauers – ein wirkungsvolles Mittel, das noch immer in Horrorfilmen benutzt wird.
Insgesamt fanden in den 40er Jahren nur wenige Horrorfilme ihren Weg ins Kino. Grund dafür war der Zweite Weltkrieg und der allzu reale Horror, dem die Menschen jeden Tag ausgeliefert waren.
Das Grauen in den Köpfen: Vintage Horrorfilme der 40er Jahre:
- Der Wolfsmensch (1941)
- Dr. Jekyll & Mr Hyde (1941)
- Katzenmenschen (1942)
- Draculas Sohn (1943)
- Frankenstein meets the Wolfman (1943)
Die 50er Jahre: wenig Neues
In den ersten Nachkriegsjahren blieb die Nachfrage nach Horrorfilmen niedrig. Die Menschen mussten die Grausamkeiten des Krieges verarbeiten und hatten kein Interesse an unterhaltendem Horror. Denn der Horror war durch den Krieg real geworden. Und das änderte die Wahrnehmung dieser Filme entscheidend: Waren sie einst rein fiktives Unterhaltungswerk, wusste das Publikum nun, dass der Horror tatsächlich passieren konnte.
Ende der 1950er Jahre sorgte dann die mit der Einführung des Fernsehens einhergehende Kinokrise für eine Wiederbelebung des Genres. Gerade Horrorfilme machten das Kino wieder attraktiv, denn viele dieser Filme durften im Fernsehen nicht gezeigt werden. Abgesehen von den neuen Möglichkeiten des Farbfilms erfuhren die Filme dieser Zeit aber keine substantiellen Veränderungen. Vielmehr griffen sie auf bekannte Figuren wie Dracula oder Frankenstein zurück. Auch wenn teilweise nur noch Motive und nicht mehr die gesamte Handlung übernommen wurden, setzten die Filmemacher mit Zombies, Mumien und Werwölfen größtenteils auf Bewährtes. Lediglich die Vermischung der Genres Horror und Science Fiction kann als neuere Entwicklung des Horrorfilms dieser Zeit gewertet werden. Außerirdische Monster (z.B. The Quatermass Experiment von 1955 oder It Conquered the World von 1956) und verstrahlte Mutanten (z.B. Tarantula, 1955) waren hier die meist eher albernen als gruseligen Protagonisten.
Science Fiction meets Horror: Vintage Horrorfilme der 50er Jahre:
- Das Ding aus einer anderen Welt (1951)
- Die Teuflischen (1955)
- Böse Saat (1956)
- Dracula (1958)
- Die Fliege (1958)
- Macabre (1958)
- Das Haus auf dem Geisterhügel (1959)
Die 60er Jahre: Vintage Horrorfilme am Wendepunkt
So unbedeutend die 50er Jahre für das Horrorfilm-Genre waren, umso wichtiger waren die 60er. Denn hier gewannen Horrorfilme an Profil, sprich: die Themen wurden breiter, die Inhalte facettenreicher. Zwar blieben Klassiker wie Dracula unverändert beliebt, wurden aber immer öfter parodiert, etwa in Tanz der Vampire (1967) von Robert Polanski. Somit bildete sich zu dieser Zeit auch ein neues Subgenre des Horrorfilms: die Horrorkomödie. Auch das Subgenre der Zombiefilme erfuhr durch Die Nacht der lebenden Toten (1968) eine Weiterentwicklung: Zombies waren nicht mehr willenlose Voodoo-Geschöpfe. Sie wollten Menschenfleisch. Damit einher gingen weitere Veränderungen:
- Der Antagonist war nicht länger ein übernatürliches Wesen aus einer fremden Welt.
- Es gab keine klaren Grenzen mehr zwischen Gut und Böse.
- Happy Ends, also der klare Triumph des Guten über das Böse, wurden immer seltener und damit auch die Sicherheit, dass alles gut werden konnte.
- Die Filme wurden immer brutaler. Damit legten sie den Grundstein für die Gore- und Splatter-Filme der 70er Jahre – und damit für Horrorfilme, wie wir sie heute kennen.
Zu diesen massiven Veränderungen im Horror-Genre kamen zwei Hitchcock-Klassiker: Psycho (1960) und Die Vögel (1963) erscheinen neben den anderen Filmen dieser Zeit eher untypische Vertreter des Horrorfilms zu sein. Tatsächlich zeigen sie aber, welche vielfältigen Möglichkeiten das Genre bietet, wenn man abseits der immer gleichen Schemata denkt.
Von wegen Happy End: Vintage Horrorfilme der 60er Jahre
- Psycho (1960)
- Die Vögel (1960)
- Augen ohne Gesicht (1960)
- Schloss des Schreckens (1961)
- The Haunting (1963)
- Wiegenlied für eine Leiche (1964)
- Blutige Seide (1964)
- Tanz der Vampire (1967)
- Rosemaries Baby (1968)
- Die Nacht der lebenden Toten (1968)
Die 70er Jahre: Gewaltexplosion und Okkultismus
Die 1970er Jahre sind für die Entwicklung des Genres von zentraler Bedeutung. Hier wurde experimentiert, auf inhaltlicher wie darstellerischer Ebene. Zudem entstanden viele Subgenres, die die Gattung Horrorfilm bereicherten und vielfältiger machten. Ihr Einfluss auf das Genre zeigt sich auch daran, dass sie fast alle schon mindestens ein Remake und mehrere Fortsetzungen nach sich zogen.
In den frühen 70er Jahren war zunächst der Okkultismus ein beliebtes Motiv der Filmemacher und es entstand mit Filmen wie Der Exorzist, Das Omen oder Suspiria das Subgenre des Okkult-Horrors (das in den letzten Jahren vor allem durch die Conjuring-Reihe und seinen Spin-offs wieder populär geworden ist). Der weiße Hai begründete 1975 den Tierhorror – seitdem gibt es von Schlangen über Hunde, Bieber und Krokodile bis zu Nacktschnecken kaum ein Tier, das nicht schon einmal der menschenfressende Bösewicht sein durfte. Die Verfilmung von Horrorliteratur beginnt ebenfalls in den 70ern mit Stephen Kings Carrie. Und auch das Subgenre schlechthin, der Slasher-Film, hat seinen Ursprung in den 70er Jahren: Texas Chainsaw Massacre, The hills have eyes und Halloween sind hier die stilbildenden Filme. Typisch für die Horrorfilme dieser Zeit sind zudem die exzessiven Gewaltorgien, wie man sie etwa in dem damals neuen Subgenre der Rape and Revenge-Filme findet – The last house on the left aus dem Jahr 1972 stand bis 2020 noch auf dem Index.
Neue Subgenres und Eskalation der Gewalt: Vintage Horrorfilme der 70er Jahre
- The last house on the left (1972)
- Der Exorzist (1973)
- Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973)
- Texas Chainsaw Massacre (1974)
- Der weiße Hai (1975)
- Carrie (1976)
- Das Omen (1976)
- Suspiria (1977)
- Hügel der blutigen Augen (1977)
- Halloween (1978)
- Dawn of the Dead (1978)
- I spit on your grave (1978)
Die 80er Jahre: Fortsetzung folgt…
Horrorfilmtechnisch waren die 80er vor allem ein Jahrzehnt der Fortsetzungen. Die Killer Michael Myers (Halloween), Jason Vorhees (Freitag der 13.) und Freddie Kruger (Nightmare on Elm Street) waren ein großer kommerzieller Erfolg – und sind es bis heute. Erst diese Woche startete mit Halloween kills der zwölfte Teil der Halloween-Reihe.
Die Slasher-Filme wurden mit den Stilmitteln der Exploitationfilms der 70er Jahre gemischt, was noch brutalere, oft auf Ekeleffekte ausgerichtete Darstellungen zur Folge hatte. Insbesondere die für den wachsenden Heimvideomarkt oft billig produzierten B-Movies setzten auf ausgedehnte Gewaltdarstellungen statt origineller Story. Insgesamt entstanden in diesem Jahrzehnt zahlreiche, oft uninspirierte Slasher- und Gore-Filme, die kommerzielle Motive über Originalität stellten. Als nennenswerte Genrefilme gelten hingegen Hellraiser und Tanz der Teufel. Gerade an letzterem zeigt sich auch, wie sehr sich unsere Sehgewohnheiten verändert haben. Selbst wer kein eingefleischter Horrorfilmgucker ist, dürfte über Tanz der Teufel heute eher Schmunzeln. Das Remake von 2013 ist sicher weitaus weniger innovativ als das Original damals. Wer kein Blut sehen kann, sollte die Neuverfilmung aber meiden.
Die Vorliebe für reißerische Inszenierungen gepaart mit brutaler Gewalt fand ihren Höhepunkt in den Kannibalenfilmen. Die Mischung aus Gore-Effekten, Abenteuer und Softporno sorgte auch wegen teilweise realer Tiertötungen für Entsetzen – und war vielleicht ein Grund, warum dieses Subgenre bis heute fast vollständig verschwunden ist.
Slasher-Ikonen und B-Movies: Vintage Horrorfilme der 80er Jahre:
- Freitag der 13. (1980)
- The Fog (1980)
- Shining (1980)
- Tanz der Teufel (1981)
- Poltergeist (1982)
- A Nightmare o Elm Street (1984)
- Hellraiser (1987)
- Chucky die Mörderpuppe (1988)
Die 90er Jahre: voll Psycho
Slasher-Filme blieben auch in den 90er beliebt, auch weil Wes Cravens Scream (1996) sich ironisch mit dem Genre auseinandersetzt und dessen Gesetzmäßigkeiten diskutiert. Ansonsten fand neben der Wiederbelebung der Monsterklassiker Dracula (1992) und Frankenstein (1994), die in Interview mit einem Vampir (1994) oder Mary Reilly (1996) variiert wurden, eine Verlagerung auf den Psychothriller statt. Filme wie Das Schweigen der Lämmer oder Sieben fokussierten die Aufklärung bestialischer Morde und integrierten den Typus des hochintelligenten Serienmörders.
Vermeintlich klassische Gruselfilme wie The Sixth Sense etablierten zudem das finale Überraschungsmoment und Blair Witch Project, der erste Found Footage-Film, ließ uns rätseln, ob das jetzt wirklich echt war, was wir da durch die Wackelkamera gesehen haben.
Trash und mörderische Intelligenz: Vintage Horrorfilme der 90er Jahre:
- Es (1990)
- Das Schweigen der Lämmer (1991)
- Sieben (1995)
- Scream (1996)
- Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast (1997)
- The Faculty (1998)
- Düstere Legenden (1999)
- Blair Witch Project (1999)
- The Sixth Sense (1999)
Vintage Horrorfilme: manchmal gar nicht so Horror
Grundsätzlich gilt: Horrorfilme sind nicht jedermanns oder jederfraus Sache. Dennoch haben sie für viele Geschmäcker etwas zu bieten. Wer keine voyeuristischen Folteraufnahmen sehen möchte, sollte auf Torture Porn verzichten. An einem altmodischen Geisterhorror oder einem spannenden Home Invasion-Film hat er oder sie aber vielleicht trotzdem Spaß. Und wenn wir noch einmal an die Sehgewohnheiten denken: Die Hochglanzbilder von heute haben natürlich nichts mehr mit dem Schmuddel-Look der 70er oder den Schwarzweiß-Bildern der 30er Jahre zu tun. Auch die darstellerischen Möglichkeiten haben sich zum Teil schon innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte stark verändert. Was früher schockierend oder gruselig war, ist für uns heute oft gar nicht mehr der Rede wert.
Einen Vintage Horrorfilm zu schauen, hat je nach Erscheinungsjahr also gar nicht unbedingt etwas mit dem zu tun, was wir heute unter einem Horrorfilm verstehen. Und so kann ein Horrorfilm aus den 40er oder 50er Jahren auch für Nicht-Horrorfans einfach nostalgische Unterhaltung sein.
Bildnachweise (alle Bilder gemeinfrei)
ScreamFactoryTV, Brides of Dracula (1960) trailer – Andrée Melly, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Unknown author, Dracula’s Daughter – Poster 1936, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Reynold Brown creator QS:P170,Q3428909, Tarantula 1955, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Unknown authorUnknown author, White Zombie Poster, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons